Transalp 2015, Etappe 4:
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Am frühen Morgen geht in Valloire zwischen den Bergen die Sonne auf. Es ist noch etwas kühl, aber der Tag verspricht wieder herrlichstes Radwetter. Diese Etappe ist etwas besonderes, denn sie führt über einen der wohl bekanntesten Alpenpässe überhaupt, den Col du Galibier.
Doch zunächst heißt es beim Frühstück, die Pläne für den Tag anzupassen. Der eigentliche Streckenverlauf sah nämlich vor, dass wir den Galibier überqueren und dann nach L’Alpe d’Huez weiterfahren. Doch leider ist die Strecke wegen des einsturzgefährdeten Chambon-Tunnels gesperrt, so müssen wir notgedrungen umdisponieren und uns eine Alternative ausdenken.
Erst einmal geht es hinauf zum Galibier. Von Valloire zieht die Straße zunächst mehr oder minder gerade hinauf. Dabei sieht die Strecke gar nicht so steil aus, wie sie ist. Wir bemerken nur an den schweren Pedalumdrehungen, dass wir es mit fast 10% Steigung zu tun haben, die Landschaft verrät davon erst einmal wenig.
Bald kommen wir in den wirklich hochalpinen Bereich, dort wo die Vegetation mehr oder weniger verschwindet und wir fast nur noch von Stein und Geröll umgeben sind. Hier treffen wir auch auf wirkliche Serpentinen. Vielleicht liegt es am guten Frühstück, dass wir so schnell klettern, oder aber es ist schlicht der Mythos Galibier, der uns beflügelt. So sind wir sehr bald am Scheiteltunnel des Passes angelangt: Dieser ist für Kraftfahrzeuge bestimmt, wir Radfahrer dürfen den wirklichen Pass befahren. Die letzten Meter vom Tunnel zum Pass sind zwar nochmals richtig steil, aber trotzdem fliegen wir dem Galibier entgegen.
Oben am Pass genießen wir eine unglaublich weite und beeindruckende Aussicht auf die Berge. Auf der Südseite sehen wir schon das legendäre Écrins-Massiv, eine der schönsten Gebirgslandschaften der Alpen. Es gibt noch ein Beweisfoto auf dem sehr kleinen Passplateau, bevor wir wieder losfahren.
Auf der Abfahrt Richtung Lautaret passieren wir noch das riesige Denkmal für den Tour de France-Gründer Henri Desgranges. Die Abfahrt ist schnell, doch an manchen Stellen bekommen wir es mit übermütigen Autotouristen zu tun. Trotz allem erreichen wir bald den Col du Lautaret, den Vorpass des Galibier auf der Südseite.
Weil wir nicht nach L’Alpe d’Huez fahren können oder besser dürfen, entscheide ich mich zusammen mit zwei anderen Fahrern, den Col du Galibier ein zweites Mal zu befahren, dieses Mal von Süden aus. Die Auffahrt ist kürzer und nicht so steil wie die von Norden her. Doch die Aussicht ist umso beeindruckender, immer wieder können wir Blicke auf das Écrins-Massiv genießen.
Relativ schnell sind wir wieder oben am Galibier und stürzen uns ein zweites Mal in die Abfahrt zum Lautaret. Dort angekommen schauen wir auf die Uhr und stellen entsetzt fest: Wir haben ja noch viel zu viel Zeit, wir können nicht jetzt schon ins Hotel fahren! Schnell sind wir drei uns einig: Wir fahren noch hinunter nach La Grave. In diesem Ort können wir uns eine kräftige Mittagspause gönnen und das im Schatten des Massif des Écrins mit seinen herrlichen Gletschern.
Da macht es auch nichts aus, dass wir auf dem Weg nach La Grave durch fiese Tunnels müssen. Zum Glück gibt es kaum Verkehr, denn die Strecke ist wegen der Tunnelsperrung ja eine Sackgasse geworden. Ansonsten ist die Straße des Lautaret überbreit, genauso wie das Tal, in das sie eingebettet ist.
Nach unserer Pause fahren wir wieder zurück zum Lautaret, diesmal bergauf. Die Tunnel sind bergauf noch lästiger als bergab. Einziger Vorteil: Sie verschaffen uns kurze Abkühlung, denn die Luft ist brütend heiß und schwül geworden. Der Col du Lautaret ist nicht allzu steil, sodass wir diese etwas unschöne Passage bald hinter uns haben und auf der Passhöhe angelangt sind.
Nun fahren wir aber doch in Richtung Etappenziel, also hinunter gen Briançon. Die Abfahrt ist ähnlich wie die Westseite des Lautaret – mehr oder weniger gerade und nur mäßig steil, weshalb wir eigentlich immer mittreten müssen. Außerdem ist das Verkehrsaufkommen hier schon deutlich höher, zeitweise schon unangenehm. Zum Glück sind wir bald in Chantemerle angekommen, unserem Etappenziel. Chantemerle ist ein kleiner, ganz charmanter Ort kurz vor Briançon. Wir genießen noch einen kleinen Spaziergang und machen uns an unsere tägliche Wäsche. Was muss, das muss.