Cîme de la Bonette

Transalp 2015, Etappe 5

Barcelonette ist ein lebhaftes, kleines Städtchen im Süden der französischen Alpen

Sascha

Transalp 2015, Etappe 5:

  • Chantemerle - Le Sauze
  • 110,5 km · 2704 hm · Hochgebirge

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Trotz der doppelten Galibier-Befahrung vom Vortag fühlen wir uns heute frisch und ausgeruht. Das ist auch bitter nötig, denn es stehen zwei lange Passauffahrten auf dem Programm: Der Izoard und der Col de Vars. Deswegen gibt es erst ein kräftiges Frühstück, um schon ein paar Kalorien zu bunkern.

Das Refuge Napoléon markiert das baldige Ende der Auffahrt zum Col d'Izoard
Das Refuge Napoléon markiert das baldige Ende der Auffahrt zum Col d’Izoard (Foto: Sascha Resch)

Von Chantemerle aus fahren wir weiter nach Briançon. Hier ist der Verkehr schon sehr störend, viele Autos, die auch gerne etwas dichter auffahren, dazu grausam schlechter Asphalt. Umso erleichterter sind wir, als wir die Abzweigung zum Col d’Izoard erreichen.

Hier profitieren wir von einem eigenen Fahrradstreifen auf der rechten Fahrbahnseite. Auch wenn wir ihn nicht wirklich brauchen, weil es nur wenige Autos gibt, ist es eine ganz nette Idee. Wir fahren weiter bergauf, der Izoard ist nicht wirklich steil und ganz entspannt zu befahren.

Bald tauchen wir ein in einen dichten Lärchenwald. Aussicht bietet sich hier fast keine, doch das allein wäre noch kein Problem. Viel lästiger sind die elenden Schwärme von Fliegen. Als Radfahrer ist man es ja gewöhnt, dass Insekten aufdringlich werden, zumal beim langsamen Fahren bergauf. Doch hier am Izoard ist es wirklich grenzwertig, wir kommen uns vor wie Kühe auf der Weide.

Zum Glück erreichen wir bald das Refuge Naopléon. Von dort aus ist es nicht mehr weit bis zur Passhöhe. Oben am Scheitelpunkt erwartet uns ein gigantischer Obelisk, der als Passschild dient. Außerdem ein Tour de France-Museum, für das wir leider keine Zeit haben, und ein Bonbon-Stand. Allzu lange halten wir uns am Izoard nicht auf, denn wir wollen lieber bald die Abfahrt in Angriff nehmen.

Dort erwartet uns nämlich ein einzigartiges Naturerlebnis: Die Casse Déserte. Diese Steinwüste am Südhang des Izoard verzaubert mit ihrer eigenwilligen Kargheit. Schutt und Geröll und hoch emporragende Felsnadeln sorgen für unglaubliche Eindrücke. Wir schießen so viele Fotos wie noch nirgends auf unserer Reise, doch leider können die Bilder nur einen Bruchteil der Schönheit dieser Wüste wiedergeben.

Nachdem wir genügend Erinnerungsfotos gesammelt haben, schwingen wir uns wieder in unsere Sättel, um weiter bergab nach Guillestre zu fahren. Dabei gibt es schon wieder eine außergewöhnliche Umgebung zu bestaunen, die Combe du Queyras, eine herrliche Schlucht mit engen Felswänden. Leider bläst hier der Wind recht stark, sodass wir trotz Windschattenformation hart arbeiten müssen.

In Guillestre angekommen, machen wir nur eine kurze Pause, um eine Banane zu verdrücken. Es ist unglaublich heiß hier, die Luft scheint zu stehen. Uns erwartet noch der Col de Vars, der berüchtigt ist für seine langen Passagen in der prallen Sonne. So wollen wir nicht mit vollem Magen hinauffahren und begnügen uns mit leichter Kost.

Anfangs geht der Plan noch auf und die Auffahrt gestaltet sich wenig schwierig. Doch nach etwa 4 Kilometern ereilt mich ein seltsames Gefühl, irgendwie scheint mir die Hitze nicht zu bekommen. Das ist für mich seltsam, denn ich trainiere sonst auch in der Mittagshitze des Hochsommers bei gut und gern 42 Grad in der Sonne. Hier zeigt das Thermometer erst 38 Grad an und ich fühle mich schwach und schlapp. Doch bald erkenne ich meinen Fehler: Die Banane in Guillestre war doch zu wenig, ich habe mir einen ordentlichen Hungerast eingehandelt.

So wird der Col de Vars zur wahren Willensprüfung. Langsam kriechend geht es bergauf, 20 Kilometer können so elend lang werden. Auf diese Art und Weise kann ich den Col de Vars einfach nicht lieben lernen. Ich bin froh als ich das Passhöhe erreiche, wo mich die ein Teil der Gruppe schon verwundert erwartet.

Jetzt gibt es erst einmal etwas zu essen, doch ich weiß, dass es heute nicht mehr viel besser wird, denn einmal im Unterzucker, ist der Tag ruiniert. So schwingen wir uns in die Abfahrt. Doch irgendwie ist heute nicht mein Tag: Bald erreichen wir eine Baustelle, wo die Gruppe durch eine Ampel auseinandergerissen wird. Und wer muss warten, bis die Bagger die Straße wieder verlassen haben? Natürlich ich. Die anderen fahren zwar langsamer und ich kann wieder aufschließen, doch das hat mich meine letzten Körner gekostet.

Barcelonette ist ein lebhaftes, kleines Städtchen im Süden der französischen Alpen
Barcelonette ist ein lebhaftes, kleines Städtchen im Süden der französischen Alpen (Foto: Sascha Resch)

Ich teile den anderen mit, dass es für mich heute keinen Sinn mehr hat, sie sollen ihr Tempo fahren, ich fahre meines, anders geht es nicht. Das heißt für mich zwar ein Schnitt von nur 20 bis 25 km/h, doch sei’s drum.

Ich passiere gemütlich Jausiers und die Abzweigung zum Col de la Bonette und fahre zunächst nach Barcelonette. Dieses Städtchen ist wirklich zu empfehlen. Kleine Gassen, viele Menschen, einfach gute Stimmung. Mir gefällt es hier richtig gut, doch leider bin ich zu müde, um das alles genießen zu können. Also fahre ich bald weiter.

Es geht zurück in Richtung Jausiers bis zur Abzweigung hinauf nach Le Sauze – wieder bergauf und zwar richtig steil, mit über 10%. Eigentlich würde ich mich darüber freuen, aber heute nicht. Es geht wieder langsam bergauf, still und heimlich fluche ich, wie dumm ich doch war, so wenig zu essen.

In Le Sauze beziehe ich schnell mein Zimmer und bin froh, dass ich es geschafft habe. Eine wohltuende Dusche tat schon länger not und ich lege die Beine genüsslich hoch. Trotzdem gehe ich noch etwas spazieren, denn so hoffe ich, die Muskeln etwas zu lockern. Immerhin will ich für den letzten Tag wieder fit und munter sein.

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