Ötztaler Kletterpartie:
- Längenfeld - Längenfeld
- 64,7 km · 2200 hm · hochalpin
Das Ötztal ist wohl eines der bekanntesten Täler des Alpenraums. Es ist nicht nur das längste Seitental des Inntals, sondern es lockt ebenso mit beeindruckend hohen Bergen. Deswegen ist das Ötztal ein Eldorado für Wintersportler, Wanderer und natürlich auch Radsportler.
Deswegen war es schon lange einmal fällig, dass wir dem Ötztal einen Besuch abstatten. Leider war das immer daran gescheitert, dass das Ötztal mit öffentlichen Verkehrsmitteln nur mühsam erreichbar ist, zumindest, wenn man aus Deutschland anreist. Ohne Auto geht es fast nicht.
In der Saison 2015 konnten wir keine gemeinsame Transalp fahren und so haben wir uns entschlossen, wenigstens einen großen Tagesausflug zu machen und mit dem Auto endlich ins Ötztal zu fahren. Von München braucht man etwa zwei bis drei Stunden, je nach Verkehr.
Unser Startpunkt ist Längenfeld, das schon ziemlich tief im Ötztal liegt. Dort schnappen wir uns bei der Hummel 2Rad GmbH ein Miet-Rennrad. Schneller und freundlicher Service, ein spitzen Carbon-Renner zum günstigen Preis – eine klare Alpenvettern-Empfehlung! Kleiner Tipp: Eigene Pedale mitbringen, denn bei dem großen Andrang, gibt es nicht immer genügend Pedale zum Verleih.
So starten wir in Längenfeld und radeln entspannt in Richtung Süden. Die Straße steigt leicht an und wird von einer grandiosen Bergkulisse eingerahmt: Die Stubaier Alpen im Westen, die Ötztaler Alpen im Osten. Die B186, auf der wir fahren ist gut ausgebaut, schließlich ist sie die einzige Straße des Ötztals.
Nach ungefähr zehn Kilometern kommen wir in Sölden an. Wir bemerken sofort, dass Sölden der Hauptort des Tales ist, denn die Straße wird von Skiliften, Hotels, Sportgeschäften und bunter Reklame gesäumt. Fast wie ein Jahrmarkt mitten in den Bergen. So sind wir froh als wir am Ende des Ortes ankommen. Dort zieht die Straße auch abrupt an, vor uns bäumt sich eine steile Rampe auf.
Kurz hinter Sölden mitten in der steilen Rampe haben wir dann die Qual der Wahl: Weiter auf der B186 zum Timmelsjoch oder rechts abbiegen zum Ötztaler Gletscher. Wir entscheiden uns für die Fahrt ins ewige Eis. Das bedeutet, dass die Straße gleich noch steiler ansteigt und unglaublich lang gerade hinaufführt – eine echte Plackerei.
Nach etwa vier Kilometern erreichen wir eine flachere Stelle in einer breiten Serpentine. Dort befindet sich die Abzweigung nach Hochsölden. Doch wir wollen zunächst weiter hinauf zum Gletscher. Deswegen folgen wir der steilen Straße linker Hand, zunächst noch bewaldet bis zur Mautstation.
An der Mautstelle ist die Vegetation schon ziemlich kahl. Hier heißt es nochmal kräftig durchatmen, denn das ist die letzte flache Stelle des Anstiegs. Von hier an geht es mit mehr oder weniger konstant 13% hinauf zum Gletscher. Wir sehen schon hier unten das Ziel in weiter Ferne: Da müssen wir rauf.
Durch immer kargere Landschaft schrauben wir uns nach oben, wir kommen dem Himmel immer näher. Kurz vor dem Plateau des Rettenbach-Gletscherstadions begrüßen uns noch ein paar freilaufende Bergziegen. Es ist nicht mehr weit, die Luft wird dünner und es wird immer kühler.
Oben angekommen, könnten wir wieder umkehren. Doch wir entscheiden uns noch, den Rosi-Mittermaier-Tunnel zu befahren, dieser führt hinauf zum Parkplatz des Tiefenbachgletschers. Der Tunnel ist 1,5 Kilometer lang, roh behauen. Drinnen ist es bitter kalt, feucht und die Beleuchtung ist spärlich. Die Fahrt hier durch ist ein zweifelhaftes, aber trotzdem besonderes Erlebnis. Am Ende können wir uns damit rühmen, am höchsten Punkt der Alpen (zumindest für Rennradler) zu stehen.
Nach diesem Rekord geht es in rasender Abfahrt zurück zur Mautstelle und weiter bergab zur Abzweigung nach Hochsölden. Wir sind so gut in Form, dass wir auch dort noch hinauf fahren. Die Straße ist auch hier steil. Im Sommer ist hier so gut wie nichts los, denn Hochsölden ist ein klassischer Wintersportort. So haben wir die anspruchsvolle Strecke fast für uns allein.
In Hochsölden genießen wir wieder den Blick auf die umliegende Bergwelt. Danach schwingen wir uns wieder in den Sattel und es geht wieder abwärts nach Sölden. Auf weiterhin abschüssiger Strecke, aber mit kräftigem Gegenwind legen wir dann noch die letzten Kilometer nach Längenfeld zurück. Erschöpft, aber glücklich sind wir uns einig: Wir kommen definitiv wieder hierher!