Transalp-Testrunde:
- Oberau - Garmisch-Partenkirchen
- 79,3 km · 1100 hm · bergig
Eine Transalp fährt man nicht ohne Weiteres. Darum wollten wir noch vor unserer ersten Transalp im Jahr 2014 einen ersten gemeinsamen Formtest einlegen. Wie gut fahren wir zusammen, wenn es mal etwas länger bergauf geht? Um diese Frage endlich zu beantworten, haben wir schon 2013 eine Testrunde in Angriff genommen.
Dazu fahren wir zunächst mit dem Auto nach Garmisch-Partenkirchen. Dort wollen wir ein Leihrad für Torsten im Bikecenter Garmisch-Partenkirchen abholen, der Laden rühmt sich mit top Rädern sogar für Alpenüberquerungen. Leider haben wir einen schlechten Tag erwischt, das Team scheint unsere Reservierung verbummelt zu haben. So bekommt Torsten nur ein Mountainbike, also nicht die optimale Ausstattung für die Testfahrt. Positive Seite: Wir haben gelernt, dass wir bei Leihrädern in jedem Fall ein paar Tage vorher nochmal anrufen. Sicher ist sicher.
Die Affäre mit dem Leihrad hat uns schon einiges an Zeit gekostet, deswegen beschließen wir mit dem Auto nach Oberau zu fahren. Dort finden wir einen idealen Parkplatz, der im Gegensatz zu dem in Garmisch auch noch kostenlos und zeitlich unbegrenzt ist. Tacho montiert, in die Pedale eingeklickt und los geht’s.
Sofort befinden wir uns im Anstieg des Ettaler Sattels. Dieser ist mittelsteil, also gut zum Einrollen. Dementsprechend schnell sind wir oben am Scheitelpunkt – oder besser gesagt nur die Hälfte von uns beiden. Das Mountainbike, das Torsten bekommen hat, entpuppt sich als Herausforderung. Die Gabelfederung lässt sich nicht verriegeln und so walkt sich Torsten wie ein Flummi die Straße hinauf. Wiegetritt ist so komplett ausgeschlossen.
Ein echter Alpenvetter lässt sich nicht unterkriegen und bald sind wir wieder zu zweit. Wir sind nur froh, dass wir an einem Mittwoch unterwegs sind, der Verkehr ist so erträglich. Am Wochenende muss die Blechkarawane auf der B23 nach Oberammergau dem Radfahrer den letzten Nerv rauben.
Es geht leicht bergab zur Ettaler Mühle und wir zweigen ab in Richtung Linderhof. Dieses Schloss gehört zu den weltberühmten Bauten des Märchenkönigs Ludwig II. von Bayern, kann also in einem Atemzug mit Neuschwanstein genannt werden. Wir machen dort nur kurz Pause, denn wir wollen weiter hinauf zum Ammersattel. Die Straße steigt nur moderat, die Landschaft ist ein Traum. Ludwig II. wusste schon, wo es schön ist. Gemütlich fahren wir durch die Ammergauer Alpen. Erst zum Schluss kommen zwei steilere Kehren, doch auch die nehmen wir flott.
An sich wäre die Strecke bisher nicht schwer gewesen, doch Torsten leidet und flucht über sein federndes Vehikel. Deswegen gibt es ein Beweisfoto zur Dokumentation und wir fahren den gleichen Weg zurück. Wir rasen am Schloss Linderhof vorbei, nehmen den kleinen Gegenhang zum Ettaler Sattel. Hinab nach Oberau geht es wieder etwas steiler und kurviger. Dort zeigt sich, dass das MTB auch Vorteile hat: Durch die breite 50-Millimeter-Bereifung mit Stollenprofil braucht Torsten selbst in den Kurven nicht zu bremsen, dort, wo das Rennrad schon zu rutschen anfängt. Torsten fährt sich mit seiner Dampfwalze einen ordentlichen Vorsprung bis Oberau heraus.
In Oberau halten wir am Auto und es hat keinen Sinn, Torsten kann nicht mehr mit dem MTB weiterfahren. So trennen wir uns, denn auf dem Programm steht eigentlich noch ein besonderer Leckerbissen. Durch schmale Sträßlein geht es nach Garmisch, um die Bundesstraße zu umfahren. Ohne GPS wäre das kaum machbar.
In Garmisch geht es am Bahnhof vorbei und weiter nach Südwesten, Richtung Tirol. Doch so weit soll es gar nicht gehen, denn das Ziel ist die Eibseestraße, die von Grainau aus steil hinaufzieht. Näher als am Eibsee kann man mit dem Rennrad dem Zugspitzgipfel nicht kommen, also die Befahrung allemal wert.
Die Eibseestraße fackelt auch nicht lange und kurz nach dem Ort Grainau zieht der Anstieg ordentlich an. Bis zu 13% erwarten den Rennradler und diese Steigung bleibt fast durchgehend gleich. So dauert die Fahrt und der Parkplatz vor dem See will und will nicht näher kommen. Die Strecke erscheint elend lang, das Gemeine: Die Straße sieht nicht so steil aus, wie sie ist. Man glaubt, es müsste schneller gehen, man versucht zu beschleunigen, doch es geht nicht wirklich.
Endlich ist es geschafft, der herrliche Eibsee ist da. Kurz verschnaufen und wieder bergab. Die Abfahrt wird zum wahren Genuss: Die Strecke ist steil und annähernd gerade, also ist ordentlich Tempo angesagt. Hätte das vorausfahrende Auto nicht die Straße blockiert, wären auch mehr als 80 km/h drinnen gewesen.
Es bläst ein leichter Föhn, dementsprechend schnell geht es wieder zurück nach Garmisch und unsere Testrunde ist für uns beide beendet. Es verlief nicht alles optimal, doch wir haben viel gelernt.
Erstens müssen wir auf gutes Material achten, das wir kennen und mit dem wir vertraut sind. Ein Leihrad sollte nur im Notfall eingeplant werden. Wenn es ein Mietrad sein muss, dann sollten wir auf jeden Fall die Reservierung nochmals zur Bestätigung abfragen. Außerdem haben wir gesehen, wie wir im Notfall Unterschiede in der Leistung ausgleichen können. Kann der eine aus irgendeinem Grund nicht, dann fahren wir solidarisch zusammen, der Stärkere hängt einfach einen schweren Stich am Schluss dran – schwere Stiche gibt es bekanntermaßen überall in den Alpen. In diesem Sinne, sind wir für jede Art von Transalp gewappnet.